Als soziale Wesen fühlen sich fast alle Menschen bestimmten Gruppen zugehörig, sei es einem Verein, dem Freundeskreis oder einer Partei. Durch die Entscheidung, in welchen Gruppen ein Individuum Mitglied sein möchte, wählt es zum Teil auch aktiv die eigene Identität aus – sprich wer es sein will.
Trotz dieser Wahl legen Individuen innerhalb einer Gruppe, die dasselbe Ziel teilt, wie z.B. den Sieg eines Fußballvereins, unterschiedliches Verhalten an den Tag. Nicht jeder Fan eines Fußballvereins fiebert gleichstark für den Erfolg des Teams mit. Woran liegt es, dass manche Fans zu jedem Spiel fliegen und andere nur aus der Ferne die Daumen halten? Und wie entscheidet ein Individuum überhaupt, in welchen Gruppen es Mitglied sein möchte?
Um Fragen wie diese zu beantworten, haben die Wissenschaftler Florian Hett von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Markus Kröll von der Goethe Universität Frankfurt und Mario Mechtel von der Leuphana Universität Lüneburg eine laborexperimentelle Studie durchgeführt.
Das Experiment ermöglicht es erstmals Identifikationspräferenzen der Teilnehmenden durch deren Wahl ihrer Gruppenmitgliedschaften aufzudecken. Zum Beispiel identifizierten sich die Teilnehmenden eher mit Gruppen, zu denen sie eine geringere soziale Distanz haben und die einen höheren sozialen Status haben. Dies zeigt sich dadurch, dass die Teilnehmenden bereit sind, einen monetären Einsatz zu leisten, um in einer bestimmten Gruppe zu bleiben oder in eine andere zu gelangen. Weiterhin zeigt sich, dass eine stärkere Identifikation mit der Gruppe meist auch einen stärkeren Einsatz für das Wohlergehen und den Erfolg der anderen Mitglieder der Gruppe zur Folge hat und das Teilnehmende, die sich stärker mit ihrer ursprünglichen Gruppe identifizieren, auch stärker dazu tendieren, andere außenstehende Gruppen zu diskriminieren.
Die Ergebnisse eröffnen einen neuen Blickwinkel darauf, wie und wann die aktive Identifikation mit unterschiedlichen sozialen Gruppen Verhalten formen kann und inwiefern die Struktur von Identifikationspräferenzen dabei eine wichtige Rolle spielt.
Die vollständige wissenschaftliche Arbeit mit allen Ergebnissen ist unter folgendem Link abrufbar:
Choosing Who You Are: The Structure and Behavioral Effects of Revealed Identification Preferences
14.04.2019 – Paula Sophia Schmidt-Lüer