Vereinfachen gegenseitige Minoritätsbeteiligungen die Kartellbildung?

Viele Unternehmen haben ein ähnliches Geschäftsmodell, vertreiben die gleichen Produkte und müssten demnach eigentlich in einem erbitterten Konkurrenzkampf stehen. Warum dem nicht so ist und wie Minoritätsbeteiligungen damit zusammenhängen erklärt dieser Beitrag.

In vielen Märkten beteiligen sich Firmen an ihren direkten Konkurrenten. Ein Beispiel für solche gegenseitigen Minoritätsbeteiligungen von direkten Wettbewerbern (partial cross-ownership, PCO) ist die Automobilindustrie, in der schon mehrfach namhafte Hersteller strategische Partnerschaften eingegangen sind und dafür gegenseitig Aktien des anderen Unternehmens erworben haben. In einem Laborexperiment haben die Forscher Jun. Prof. Dr. Volker Benndorf von der Universität Frankfurt und M.Sc. Johannes Odenkirchen von der Universität Düsseldorf die Effekte von PCO untersucht. Die Ergebnisse leisten im Zusammenhang mit der Debatte um eine Ausweitung der Regulierung von Minoritätsbeteiligungen einen wertvollen Beitrag.

Forschungsgegenstand war vor allem die Überprüfung der wettbewerbsfeindlichen Effekte von PCO im Oligopol, die in Form von Dividendenzahlungen in einem statischen und in einem wiederholten Spiel untersucht wurden. Wettbewerbsfeindliche Effekte könnten sich beispielsweise durch verstärkte Anreize zu koordiniertem, abgestimmtem Verhalten äußern.

Die wichtigsten Ergebnisse zeigen tatsächlich, dass stille Absprachen zwischen Unternehmen sogar durch eine solche, nur passive Beteiligung, vereinfacht werden und das Unternehmen viel weniger Anreiz haben zu konkurrieren. Außerdem reduzieren sich durch PCO die Verluste, die Unternehmen machen, wenn die Konkurrenz ihre Preise unterbietet. Trotzdem wurde eine Korrelation zwischen PCO und Verkaufspreis festgestellt – desto höher der Wert der Anteile, desto höher steigt auch der Verkaufspreis.

Das Experiment hat die potenzielle Problematik durch die Abbildung der Situation in einer sehr vereinfachten Version aufgezeigt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Regulierungsdebatte gerade aufgrund der vereinfachten Absprache, der konkurrenzmindernden Effekte und der möglichen Preiserhöhungen für Konsumenten, unbedingt weitergeführt werden sollte.

Die vollständige wissenschaftliche Publikation ist unter folgendem Link abrufbar: An Experiment on Partial Cross-Ownership in Oligopolistic Markets.